Wir sind nach Estland gefahren zur Weltaußtellung des Vereins Zookeskus Cato.

Und weil man solch eine Reise nicht alle Tage macht, hatten wir vorab gleich noch ein bißchen Zeit für die Hauptstadtvisite eingeplant. 2 Tage erwiesen sich jedoch schnell als viel zu knapp bemeßen. Wir hatten eigentlich auch nur einen Tag zum Schlendern durch die Altstadt, aber haben immerhin eine Kirche und ein Heimatmuseum näher zu besichtigen geschafft. Und shoppen kann man da! (wenn man denn einen shopwilligen Begleiter hat...). Ich bin jedenfalls wenigstens den vielen Bernsteinläden verfallen und habe einen Kettenanhänger - natürlich in Form einer Katze - erworben und für die große Tochter Bernsteinohrringe. Am zweiten Tag sind wir zur Küste gelaufen und Wilma buddelte das erste mal am Strand mit Eimerchen und Förmchen und plantschte in der Ostsee. Abends nahmen wir am bunten sommerlichen Treiben in einer der vielen Restaurants der Altstadt teil.

Die wunderschöne Altstadt erwies sich als ungeahnte Entdeckung, sie ist nahezu komplett mittelalterlich erhalten. Fachwerkhäuser, Bauten, Kirchen, Türmchen und noch sehr viel alte Stadtmauer fügen sich in ein stimmungsvolles historisches Panorama, man fühlt sich geradezu in eine andere Zeit versetzt. Zu recht ist Tallin, ehemals Reval, die europäische Kulturhauptstadt 2011. Falls Tallin aber immer noch als Geheimtipp gilt, geben wir diesen hiermit gern weiter (Hinfahren! Anschauen! Staunen!) und hoffen, noch einmal mit deutlich mehr Zeit wiederzukommen. Wir sind mit Estonian Air zu einem akzeptablen Preis geflogen (500 Euro für uns und 140 Euro für die Katzen) und hatten über ein Buchungsportal, wo man direkt mit den Eigentümern in Kontakt treten kann, eine geräumige Ferienwohnung am Rande der Altstadt gebucht. Atmosphärisch wird uns das alles in toller Erinnerung bleiben.

Auf der Außtellung haben wir viele andere Katzenraßen gesehen, die man hierzulande selten zu sehen bekommt und überhaupt sehr schöne typvolle und gepflegte Katzen. Es gab reihenweise Nackedeis aller Couleur (Sphynxe und Peterbald), Rexe (Devon, Selkirk, Cornish), reichlich Schotten, diverse Bobtails mit Stummelschwänzen, dafür nur vereinzelt Waldkatzen (paar Coonies, keine Norweger, eine Sibi), eine Abeßinier, zwei Perser, gelegentlich auch Briten. Etwas gewöhnungsbedürftig war, daß die Außtellungen in diesen Gegenden (ehemalige Sowjetunion) üblicherweise bis 20 Uhr andauern. Das war selbst für mich als hartgesottene, erprobte Außtellerin etwas viel des Guten, zwei Tage hintereinander 12 Stunden in einer Halle zu verbringen. Überhaupt meine ich, eine etwas andere Außtellungskultur erlebt zu haben. Die entspannte Atmosphäre erinnerte mich an Schweden. Die Ringe etwa wurden von den Außtellern intensiv verfolgt, sie bildeten davor eine regelrechte Zuschauerkette, auch bei der Wahl der Best in Show, Sieger wurden gebührend beklatscht. Der Umgang miteinander war unaufgeregt und sehr freundlich. Ausgestellt wurde offenbar allein dieser Sache wegen, quasi als Selbstzweck, es war ein Ereignis. Steffen resümierte: die stellen hier aus um auszustellen. Es gab eigentlich kaum Besucher, keine Kaße mit Einlaß, Kitten wurden nicht wie bei uns zum Verkauf angeboten, Würfe waren wenig anwesend.

Unsere großen Mädchen und kleinen Jungen haben sich gut behauptet. Nike war an beiden Tagen Best in Variety und Sonnabend Platz 9 im Erwachsenenring. Denselben Platz nahm ihre Schwester Emma kurioserweise am Sonntag im WCF-Ring ein, die Konkurrenz war zahlreich, es waren jeweils über 30 Katzen im Außcheid. Im WCF-Masterring kam Nike auf den 8. Platz von 26 gemeldeten Katzen (wenn ich richtig gezählt habe). Theo gefiel ebenfalls sehr und belegte unter recht vielen Kitten und Junioren den 5. Platz im Ring - ein würdiger Auftakt für eine Showkarriere. Unser Sigismund war an beiden Tagen nominiert. Samstag mußte er das Best in Show einem großartigen Cornish Rex überlaßen und Sonntag wurde er leider bei der Wahl zur BIS nicht aufgerufen, einfach vergeßen - worüber wir natürlich traurig waren und der Verein sich mehrfach für das Versehen entschuldigte. Dennoch war es eine nette und gelungene Außtellung, ich konnte mein Schulrußisch wieder aktivieren und einbringen und mittels Englisch, Rußisch, Händen und Füßen ließ es sich sogar ganz gut mit den anderen Außtellern verständigen.

Wie schon von der Altstadt und dem Strand habe ich ganz viele Fotos gemacht. Frau Hackmann, die als Richterin mit von der Partie war, bat mich darum, ihr Fotos für ihren Beitrag in der Vereinszeitung zuzuschicken, was ich gern zusicherte. Als sie dann den Doppelmasterring richtete und ich krönende Abschlußbilder schießen wollte, bemerkte ich verstört, daß mein innig geliebter Fotoapparat auf wundersame Weise aus meinem Rucksack entschwunden war. Von da an war ich nur noch halb anwesend und unentwegt am Suchen und Fragen, selbst ausgerufen wurde der Verlust. Wer klaut denn nur so eine alte Kiste, zudem ohne Ladegerät und Übertragungskabel, die eigentlich keinen großen Wert mehr hat (?)... aber einen für mich immensen ideellen. Wer den mitgenommen hat, hatte keine Ahnung, was er mir damit angetan hat. Das Ding hat meine Zeit als Katzenzüchterin seit dem B-Wurf begleitet, ich war ihm sentimental verbunden. Dafür, daß ich mit technischen Geräten (und vor allem ihren Anleitungen!) auf Kriegsfuß stehe, hatte ich mich mit ihm bestens arrangiert und in die Fotografie ganz ordentlich eingefuchst, besonders in die von Katzenkindern. Ich war wirklich zerstört und untröstlich, am meisten tat es mir um die vielen unwiderbringlichen Bilder leid, die ich von Wilmas erstem Stranderlebnis gemacht hatte und für die Ewigkeit festhalten wollte... einige Rettungsbilder hatte ja immerhin Steffen noch mit seiner Kamera geknipst.

Auf ein kleines Wunder, wie überraschendes Wiederfinden oder Abgabe, hoffte ich leider vergebens. Inzwischen habe ich eine einsame gebrauchte Olympus Camedia C-760 bei Amazon entdeckt und mir gesichert und dann herausgefunden, daß meine Versicherung den Schaden sogar übernehmen wird (das Handy, was mir im Zug auf der Fahrt zur Außtellung nach Oldenburg letztes Jahr aus der Tasche genommen wurde, war nämlich ausgeschloßen, also dachte ich zunächst, ich bräuchte gar nicht bei der Hausrat-/Reisegepäck fragen). Aber die Bilder bleiben nun mal weg und futsch.

Hier sind einige der wenigen Fotos zu sehen, die Steffen bei schlechtem Licht in der Halle gemacht hatte: einmal einsam Nike im Ring sitzend und dann läßt sich noch nachempfinden, wie Wilmi vergnügt mit Liebling Theo durch die Halle kutschiert wurde. Auf den letzten beiden Bildern mit Mama, liegt noch mein Fotoapparat auf der Bank... :-(