Die Weltausstellung in Deutschland Anfang Juni 2012, die diesmal unser Verein Freesenkatten ausrichtete, war schon lange und natürlich mit entsprechender Vorfreude fest eingeplant. Vor allem die Mädchen Emma und Nike, sollten dem Abschluss ihrer Ausstellungskarriere „Weltchampion“ um die entscheidenden Titelpunkte näher rücken. Wie auf Weltausstellungen zumeist der Fall, wurde als Highlight ein Masterring angekündigt und sogar der noch seltener stattfindende Doppelmasterring.

Nike hatte sich ihre Master-Anwartschaft schon 2009 auf ihrer ersten Ausstellung in der Erwachsenenklasse gesichert und 2010 bereits mit einem anständigen 8. Platz am Masterring in Leipzig teilgenommen. Wie bei jeder Ringteilnahme war es auch diesmal wieder mein heimlicher Wunsch, dass sich noch eine andere Mullemiez für den Masterring qualifizieren möge - aber dafür hängt die Latte verdammt hoch, die Konkurrenz ist auch nicht schlecht… Für die nicht so mit den Regeln vertrauten Homepagebesucher an dieser Stelle eine kleine Einführung in die sogenannten WCF-Ringe, wovon die Masterringe sozusagen den Schlusspunkt bilden.

Das Ringrichten ist ein beliebter Ausscheid zusätzlich zum Standard-Wettbewerb. Beim „normalen“ Richten sammeln die Katzen Titelpunkte auf ihrem Weg der Champion-Treppenstufen: vom „Eingangs“-Champion, über den Internationalen, den Europa- und noch einige Zwischenstufen bis hin zum fertigen Weltchampion. Als Zusatzbonbon – meist auch in Form von Naturalien (Fresspaketen) für die Tiere vergütet – sind dabei von ihren Haltern vielerlei Pokale und Trophäen begehrt: für Sonderpreise, Beste Farbe, Best in Show (bestes Tier nach männlich/weiblich in den jeweiligen Klasse und entsprechenden Haarkategorie: Kurzhaar, Halblanghaar oder Langhaar) oder Best of Best (der Sieger der jeweiligen Haarkategorie) und Best General bzw. Best over All – diesen Ausstellungstagessieg schafften bisher von unseren Katzen schon Lumbi und Gandhi.

Auf einer Ausstellung werden üblicherweise ein Jungtier-, Erwachsenen- und Kastratenring abgehalten. Die Ringteilnahme bildet eine wunschgemäße Zusatzoption, die sich großer Beliebtheit erfreut und fest etabliert ist. Denn das Ringrichten hat einen hohen Unterhaltungs- und Informationswert für das Publikum einerseits und eine vordere Platzierung hat einen hohen Imagewert für den Züchter andererseits.

Einschränkend allerdings muss hierzu gesagt werden: leider nur bei denen, die sich damit auskennen (das sind längst nicht so viele, wie man denken und wünschen würde…), eine solche vordere Platzierung also zu würdigen wissen und dann auch noch die Größe haben, Siege der Mitstreiter und damit auch die Qualität derer Zuchtleistungen anzuerkennen. Das sind keine Selbstverständlichkeiten oder verbreiteten Tugenden unter Züchtern – wie leider zu viele Entwicklungen in der Katzenszene eine bedauerliche Abwärts-Tendenz haben, die ehrlichen Enthusiasten den Spaß am Hobby zunehmend verleiden kann: Verflachung und Inflation der Regeln durch die vielen freien Vereine, massenweise Mini-Ausstellungen mit tendenziell immer weniger echter Konkurrenz, da die Vereine meinen, sich eher untereinander Konkurrenz machen zu müssen, Miesmacherei von Ausstellungen überhaupt, wozu gern auch mal scheinheilig Tierschutzaspekte bemüht werden, oder die Ausstellerei generell als unnötiges Profilierungsgehabe der Züchter abgetan wird. Bei der Überflutung des Marktes mit dem Billigprodukt „garantiert reinrassig“ und manchmal sogar „Elterntiere mit Papieren“, ist zu fragen – insbesondere geht das an die zahlreichen Massenzüchter mit ihrer Klientel der Schnäppchenjäger, die ihr Geld hernach lieber beim Tierarzt lassen, als vorher in Information und Suche nach dem richtigen seriösen Züchter zu investieren – wie man denn ohne den Wettbewerb vor Expertenrichtern, die schließlich lange in die Lehre gehen müssen bis sie Katzen bewerten dürfen, eine Sicherheit haben will, dass die Katz‘ auch dem Standard entspricht oder diesem Idealbild möglichst nahe rückt? Wovon viele meinen, dass es ihnen darauf ja gar nicht ankommt ... da sie nur eine Katze zum Kuscheln haben und nicht damit züchten wollen und damit gutgläubig und ohne bösen Willen dem Irrglauben aufsitzen, Ahnentafel oder Erfolge des verwandten Zuchtstammes nicht zu benötigen. Erstaunlicherweise erlebe ich aber immer wieder, dass gerade viele dieser ahnungslosen Laien dennoch einen zielsicheren Blick für die besten Tiere haben und sehr wohl ein schönes standardgerechtes Tier von einem Na-ja-Liebchen unterscheiden können.

Ich finde jedenfalls das Ringrichten ausgesprochen interessant und bereichernd. Gerade weil hier andere Regeln gelten. Während beim traditionellen Richten ein Tier immer im Lichte seiner Rasse gesehen wird, ist hier ein darüber hinaus weisender Bezugsrahmen geschaffen. Der Kampf um die Titelpunkte findet immer in der jeweiligen Rasse statt und selbst wenn es um die Ausscheide für Best in Show und Best of Best geht, wird gegebenenfalls nur von der Rasse in die Haarkategorie aufgerückt. Aber beim WCF Ringrichten wird generell rasseübergreifend verglichen und das macht die Sache zu einem spannenden Erlebnis und einen vorderen Platz umso gewichtiger – da er in der geballten Konkurrenz aller versammelter Katzenrassen jeden Alters errungen wurde.

Nebenbei stellt das auch besondere Anforderungen an den Richter, der aus diesem Grunde nämlich zwingend Allbreed sein muss (also Examen für alle Rassen abgelegt hat) und daher alle Katzen richten darf. Er muss in der Lage sein, jedes Tier hinsichtlich seiner Annäherung an den Rassestandard zu bewerten und darüber hinaus aber auch seine Qualität im Vergleich mit ganz anderen Rassen und Haarkategorien zu beurteilen. In diesem Sinne hat das WCF Ringrichten noch einen ganz anderen Stellenwert. Ein Platz im Ring macht Spaß und schafft Anerkennung.

Der Ablauf ist also folgender: alle gemeldeten Katzen beiderlei Geschlechts, aller Rassen Farben und Klassen werden zusammen in einem Ring gerichtet, wobei die Bezeichnung „Ring“ von der Anordnung der vorzustellenden Katzen abgeleitet wurde, nämlich der ringförmig zum Publikum aufgestellten Käfige, aus denen der Richter die jeweilige Katze entnimmt, ihre Stärken beschreibt und sie alsdann in seine Reihung der Plätze einsortieren wird.

Es gibt drei Arten von Ringen, im Jungtierring werden alle Tiere von 3-10 Monaten gerichtet, im Erwachsenenring alle potenten Katzen beiderlei Geschlechts aller verschiedene Rassen und im Kastratenring, wie es der Name schon sagt, alle Kastraten. Genug der Vorrede.

Am Sonnabend fand also der Erwachsenenring statt, für den Levin und Emma gemeldet waren, auch Quando, ein Sohn von Levin und Nike und unser Theo (Sohn von Rudi und Ovine). Insgesamt 54 Katzen - ein extrem selten großer Ring, wie ich ihn zuvor noch nicht erlebt hatte. So hatte die italienische Richterin Eleonora Ruggiero viel zu tun, bis mehrere Durchgänge vorgestellt waren und sie schließlich zu vorgerückter Stunde in die Endrunde vorrücken konnte. Wegen der vielen Teilnehmer wurden diesmal sogar die ersten 20 Plätze vergeben, üblicherweise gibt es 10 Finalisten. Praktisch lief das so ab: nachdem die drei großen Durchgänge der Katzenvorstellungen absolviert waren und die Katzen in ihre Käfige zurückgekehrt waren, wurden Schilder für die Plätze 11 bis 20 auf die Ringkäfige gestellt, die Teilnehmer ausgerufen und beglückwünscht. Von uns war niemand dabei.

Schließlich wurden die ersten zehn Plätze aufgerufen und Kärtchen aufgestellt Zu unserer besonderen Freude und Überraschung war diesmal Levin dabei und Quando auch. Dann vergab Frau Ruggiero die Preise, von 10 absteigend, wobei sie noch einmal die Qualitäten des jeweiligen Tieres hervorhob, mit denen es diesen vorderen Platz verdient. Als stolzer Besitzer frohlockt man dabei jedes mal klammheimlich ein wenig, wenn es erst einmal einen anderen trifft, weil das ja heißt, dass man noch im Rennen ist und wohl noch weiter vorn liegt. Allerdings wurde ich zunehmend ungläubig, da Levin immer noch nicht aufgerufen war, Quando aber auch nicht. Dann waren alle Plätze bis auf die ersten drei vergeben. Und es war für uns kaum zu fassen: Beide Jungs noch da und ein Bengale! Wir wurden etwas später auf die Bühne gesetzt. Vater und Sohn nebeneinander – was für ein unglaublicher Triumpf, zumal die beiden sich auch noch ähneln wie ein Ei dem anderen. Quando wurde Dritter, der Bengale Vize und wir – tatsächlich! – Erster. Mein Lieblingslevin hatte das Rennen gemacht, 53 der schönsten Katzen auf die Plätze verwiesen und den Sieg abgeräumt. Der bestand in einem Riesenpokal und einem Aquarellgutschein,von einer Oldenburger Künstlerin wird mein Traumkater nun auch noch gemalt werden. Und ich bestand eigentlich nur noch aus ungläubigem Staunen und riesengroßem Stolz. Ich habe mich so richtig doll gefreut und war ganz beschwingt.

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Aber es sollte noch die Steigerung kommen. Noch unglaublicher. Tagelanger Schwebezustand. Völlig verrückt. Heidrun entrückt….

Levin hatte sich nun für den Masterring qualifiziert. An einem Masterring darf teilnehmen, wer auf einer Ausstellung im WCF-Adultring einen ersten oder zweiten Platz errungen hat. Das waren von uns nun also wunschgemäß ;-) zwei: Levin und Nike. Ein Masterring wird nur einmal pro Land und Jahr veranstaltet, ist also ein Großereignis. Demzufolge groß ist die Teilnahme an sich… und erst der hochbegehrte Gewinn: Die Sieger dürfen sich WCF-Master des jeweiligen Landes und Jahres nennen und dieser Titel wird in die Stammbäume eingetragen und wertet sie entsprechend auf. Einen Master zu haben, ist das Höchste, was man erreichen kann.

Der Masterring wurde von „ Altmeister“ Klaas van der Wijk abgehalten. Bei ihm absolvierte ich vor nunmehr sieben Jahren mein erstes Genetikseminar - damals von meinem ehemaligen Verein Berliner Pro Kat ausgerichtet - und ich lernte von ihm viel. Klaas ist einer der besten Richter, allseits beliebt und anerkannt, mit breitem Wissen und Repertoire ausgestattet. In seiner sympathischen ruhigen und manchmal trockenen Art ist er als Ring-Moderator vor großem Publikum überdies recht unterhaltsam. Entsprechend war die Nachfrage, die Leute bildeten quasi Spalier und ein Sitzplatz auf den Bänken war nur für die zu ergattern, die rechtzeitig „reservierten“. Auf unserer Vereinshomepage wurde dieses Highlight als Krimi bezeichnet und was war das für ein Programmteil in Spielfilmlänge von anderthalb Stunden! Die hatten es wirklich in sich. An dieser Stelle sei kurz die „Moderationsfee“ Carola Sander von der Freesenkattenwebsite zitiert: www.freesenkatten.de

„Ein Master Ring darf nur auf einer Weltausstellung ausgerichtet werden, sofern die WCF hierzu die Lizenz erteilt hat. Die Spannung stieg. Um an einem Master Ring teilnehmen zu dürfen, muß man sich vorher qualifizieren. Ein erster oder zweiter Platz in einem Ring ist die Eintrittskarte. Jetzt wurde die Luft echt dünn, die Qualität der angemeldeten Katzen war extrem hoch. Mit Vielem haben wir gerechnet aber nicht mit 24 gemeldeten Siegern vorangegangener Ringe. Unglaublich, Wahnsinn! Die Richter konnten sich vage daran erinnern, dass es vor Jahren tatsächlich schon einmal einen größeren Master Ring in Russland gegeben haben soll. Wir danken allen Ausstellern für die rege Teilnahme und dafür, dass sie Ihre Sieger in diesen Ring geschickt haben. Wir hatten unser Ehrenmitglied und Allbreed Judge Klaas van der Wijk eingeladen die Kürung des Master Ringes durchzuführen und er hat uns einen wahren Krimi geliefert. In 1 1/2 Stunden Nervenkitzel und mucksmäuschenstillen Zuschauern, drehte er nach und nach die nächste Nummer am Käfig um. Es war zum Fingernägelraspeln.

Nachdem jede der Miezen schön vorgestellt war, hatte Klaas v.d.W. es richtig schwer, denn 14 dieser erstklassigen Tiere mussten wieder verabschiedet werden und jeder Richter an dieser Stelle kann nur betonen, dass sie alle schön und des Sieges würdig sind. Immer wieder siebte und zählte er aus. Noch zwölf, noch elf. Nike und Levin waren noch drin. Nach langem Ringen traf es dann als letzte unsere Nike, Platz Nr. 11 und nicht mehr ganz im Finale. Dann die Platzierung: absolute Ruhe und Spannung bis die Plätze vergeben wurden bis auf diejenigen, die hernach aufs Siegertreppchen gelangen durften. Dieses Geheimnis wer dort wo steht, sollte wieder auf der Bühne gelüftet werden. In dieser Reihe wurden sie platziert: Ein Siamese, ein Brite und ein Norweger:

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Dass mein Lieblings-Levin so weit kommen sollte, da vorn mitzuspielen machte mich geradezu sprachlos, darüber konnte ich mich einfach nur noch unbändig freuen, wie man wohl auch sieht. Wir bekamen noch einen Aquarellgutschein, nun wird es von meinem Schatz ein Porträt und ein Ganzkörperbild geben.

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Auch für den Erstplatzierten habe ich mich besonders gefreut, Tomas Blom ist ein alter Bekannter und wurde mir bereits 2008 von meiner Freundin Louise bei meinem Besuch bei ihr in Uppsala als Schwedens bester Norwegerzüchter vorgestellt. Auf der nun folgenden Ausstellung, als wir uns in Drammen/Norwegen im September diesen Jahres wiedertreffen sollten, habe ich ihm unseren kleinen weißen Liebling Ulysses übergeben, den er an seinen neuen Bestimmungsort nach Uppsala mitgenommen hat.

Die Ausstellung war nun schon am Sonntagabend weit fortgeschritten und der allerletzte Ausscheid war der Doppelmasterring. Hierfür ist jeder Master qualifiziert (Platz eins oder zwei im Masterring ist gleichbedeutend, die ersten beiden Sieger heißen Master), also gelangen nur noch sehr wenige Katzen zu diesen Ehren. Hierzu Moderationsfee Caro: „Trotz Rückzug einer Katze durch die Ausstellerin in letzter Minute, konnten wir dennoch den Double Master Ring durchführen. Die Mindestanzahl sind vier gemeldete Katzen und wir hatten vier gemeldete Katzen ! Der Weg war frei. Wer es bis hierher geschafft hatte, gehört sowieso schon mal zu den ganz Großen überhaupt, denn an einem Double Master Ring darf nur teilnehmen wer schon einen ersten oder zweiten Platz in einem Master Ring errungen hat, also ganz dünne Luft ab jetzt auf der Bühne. Nerven auf denen man Harfe spielen könnte – unsägliche Spannung. Zwei Britisch Kurzhaar und zwei Norwegische Waldkatzen waren angetreten und Klaas van der Wijk kürte die beiden Erstplatzierten live auf der Bühne." Und das waren: Elvis und Levin! Und wieder einmal wusste ich nicht, wie uns geschah. Es war schlicht überwältigend. Nun ulke ich immer, der Levin habe jetzt goldene Eier. Wir hoffen jedenfalls, dass er uns noch viel Nachwuchs in dieser Qualität bringen möge.

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Und hier nochmal der (klang-)volle Titel, den Levin jetzt tragen darf:

Master and Double Master Germany 2012 GEC Levin von Mullemiez

* Fotos: Thore Scheu

** Foto: Hartmut Biallas: www.bkh-harksheide.de