"Levin"
Europachampion Levin von Mullemiez

* 04.07.2008
männlich, lilac-based-caramel, Blutgruppe B
Eltern: World Champion Gandhi von Mullemiez und Ch. Ker Bihan Hermine
lt. Ultraschallbefund vom 22.02.2011 durch Dr. Nicole Sameluck kein Hinweis auf eine Herzerkrankung
(„normal“ - HCM Screening) sowie PKD negativ („Nieren Ultraschall: beidseits keine Zysten“)

Auf jede meiner Katzen mache ich mir ja gern einen Reim und dieser lautet: Le-vin ist mein Ge-winn! Ein ziemlich unbeabsichtigter Überraschungsgewinn allerdings und zunächst. Es ist ein gewaltiger Zufall – oder wenn man so will, (m)eine Schwäche (für ihn) gewesen – den Levin zu behalten, der uns später mächtig Rätsel aufgeben sollte und von Anfang an mein Liebling war. Er war schon als kleiner Junge niedlich, anrührend und wunderschön, der gewaltige Kopf, den er einmal bekommen sollte, war als Kitten bereits rund wie ein Tennisball. Dass er ein irrer Typ werden würde, war also schon klar zu ahnen und überhaupt: ich hatte einen ganz besonderen Draht zu diesem Katzenkind, wie das gelegentlich passiert und man es kaum erklären kann. Trotzdem hatte ich sozusagen keine eigene Verwendung für ihn, keinen züchterischen Grund ihn zu behalten.

Wer diesen Draht zu Levin noch hatte, war sein weißer Wurfbruder Lord Knud. Es war ganz schnell klar, dass ich diesen tollen Kerl für die Weiterzucht behalten werde, ein viel versprechender odd eyed und mir schwebte vor, mit ihm die ganz seltenen blauäugigen weißen Briten versuchen wollen zu ziehen. Die beiden Brüder hingen von kleinauf auffällig aneinander, lagen ständig einträchtig beisammen, was ein kurioses Bild abgab, als sie langsam „auswuchsen“: zwei Mordsviecher, ineinander verschlungen und mit ihren Massen überquellend auf der mit 50 cm etwas knapp bemessenen oberen Kratzbaummulde. Es ging einem das Herz auf, sie zusammen zu erleben.

Diese Bruderliebe veranlasste mich, nach Begründungen für das verrückte Behalten zweier (!) Nachwuchskater zu suchen, denn die konnte man doch nicht auseinanderreißen! Also verkaufte ich mir das selbst als Experiment oder gewagten Versuch: mal sehen, ob Wurfbrüder, die eine solche offensichtliche Bindung aneinander haben, sich diese bis in die Potenz bewahren und man in dieser Konstellation vielleicht ja doch zwei Deckkater friedlich miteinander lebend halten könne. Aber das waren genau genommen dann erst die folgenden Rationalisierungen, mit denen ich mich selbst austrickste. Zunächst amüsierte ich meinen Sohn damit, nach wiederholten Ausstellungsbesuchen, auf denen ich vorgab ein neues Heim für Levin finden zu wollen (und mir das auch ehrlich selbst glauben machen wollte!), diesen jedes mal zuverlässig wieder mit nach Hause zu bringen. Ich schaffte es einfach nicht, den Buben herzugeben. Zwar mangelte es nicht an Anfragen, aber ich brachte die Trennung nicht übers Herz und erwischte mich dabei, das eigens gestaltete Verkaufsschild auf dem Käfig umzudecken oder den Leuten zu erzählen, es gäbe da schon weitere Interessenten. Klar doch, mich! Nachdem ich diese Übung also mehrfach wiederholt hatte, musste es irgendwann als heimlich ausgemacht gelten: der Levin bleibt!

Im März 2009 kam es zu einer Tragödie. Unser Knudschi, der sich zuvor den Oberarm gebrochen hatte und aufwändig operiert wurde, lag morgens tot im Flur. Das hat mich furchtbar getroffen. Was auf den ersten Blick wie eine OP-Folge aussah, stellte sich dann als angeborene und extrem seltene Herzfehlbildung heraus (für die es übrigens keinen Hinweis auf erbliches Zustandekommen gibt, der Pathologe sagte mir, ich könne sogar dieselbe Verpaarung wiederholen, das werde ich mit Sicherheit kein zweites mal erleben.) Levin trauerte sichtlich und anhaltend, wir hatten gemeinsam eine schwere Zeit, die uns vielleicht noch enger zusammenschweißte. Nun hatte ich doch wieder bloß noch einen Deckkater und zudem kein Weiß in der Zucht mehr, denn Gandhi hatte ich zugunsten seiner Söhne fortgegeben (später sollte er wieder in die Heimat zurückkehren und mir mein Weiß mit Unholy jr. und Ulysses wiederbringen).

Einen Kater in einer derart seltsamen Farbe! Was haben wir nicht alles erlebt... (im unten stehenden Artikel ist einiges darüber nachzulesen): Verwunderung, Erklärungsnot, aber auch Besserwisserei (in Wahrheit sei er doch bloß ein schlechter Lilac oder vielleicht gar blau? – das kam nicht nur einmal). Es gab mehr und weniger freundliche Häme, Frotzeln, Aufziehen... was ich denn da wohl für eine neue Farbe gezüchtet hätte? Manchmal haben wir das Zertifikat bekommen – im Richterbericht war dann zu lesen: für einen Lilac zu dunkel oder bräunliches Lilac – manchmal aber auch nicht. Wir bekamen gelegentlich ein V-ohne (Vorzüglich, ohne Punkt) „wegen Farbfehler“, auch wenn man ihm durchaus und wiederholt einen „außerordentlichen“ oder „bemerkenswert guten“ Typ attestierte. Louise, die Züchterin von Levins Mama, nebenher internationale Allbreed-Richterin, hatte ihn noch als Jungtier auf einer Ausstellung zu richten und sagte mir, eine solch merkwürdige Fellfarbe habe sie noch nie zuvor gesehen. Als Bonmot aus dieser Zeit hat sich gehalten, was zum Kosewort für ihn geworden ist: meine kleine Fehlfarbe.

Nun war mein Interesse angestachelt, ebenso die „Verteidigung“ und Rehabilitierung meines Lieblings. Ich suchte nach Erklärungen und fand. Die Beschäftigung mit dem dm Gen wurde aus vielerlei Hinsicht zum Aha-Effekt, es spricht alles dafür und noch kein Zweifler hat eine andere, ähnlich stichhaltige Erklärung bieten können. „Mach doch einen Test“ wurde mir manchmal geraten. Dumm ist nur, dass es keinen Test auf das dm Gen gibt. Für eine Testentwicklung müssten erst einmal ausreichend Tiere mit diesem Merkmal und auf jeden Fall ein breiteres Interesse vorhanden sein. Aber an einer französischen Universität wird seit 2011 im Rahmen einer Doktorarbeit versucht, diesem Gen auf die Spur zu kommen, es also nachzuweisen. Wir sind mit Gandhi, Levin und einigen Nachkommen beteiligt und es bleibt sehr zu hoffen, dass man fündig werden wird.

Levin ist also ebenso unbeabsichtigt wie zu meinem unverhofften Deckkater auch noch zum versehentlichen Begründer eines seltenen Farbschlages geworden. Und ich gebe ihn sowieso nie mehr her. Ich liebe diesen Kater heiß und innig! Er ist ein Schmuskater ohnegleichen und hat im Köpfchengeben und Schmiegen ein sehr breites Repertoire, von sanft zärtlich bis schwer stürmisch. Da er aber auch gern mit seinesgleichen turtelt und so wundervolle Ergebnisse dabei zu erzielen sind, biete ich ihn gelegentlich gern ausgewählten Katzendamen und ihren engagierten Züchtern als Deckkater an – für die Etablierung dieser aparten Farbe, die ich am liebsten mit „Platin“ beschreiben würde, wenn es mir denn zukäme, einen Namen zu vergeben, der, wie ich finde, diese Eigenheit am ehesten trifft und illustriert.