Zu Qerkin und seiner Farbe: Caramel

Einige von euch werden sich vielleicht erinnern, was ich hier mal an anderer Stelle von der Farbe Caramel berichtet habe. Sein weißer Opa Gandhi, der Vater unseres Levins, hat uns diesen Zufall beschert, den wir lange Zeit erstmal nicht recht deuten konnten. Nach längerer Recherche sind wir nun sicher und Levin hat in Qerkin die Weitergabe des Dm-Gens erneut bewiesen, auch Gandhi hat ein weiteres Caramelkitten gezeugt. Ich nehme an, wir haben den "Dilution modifier - Dm" der hinter Gandhi stehenden weißen Linie zu verdanken, unter deren weißem epistatischen Mantel es Generationen lang verborgen weitergetragen wurde und erstmalig bei Levin aufgefallen ist. Dies übrigens auch erst, nachdem wir - vor allem seines herzigen Wesens wegen (das er ja auch sehr schön verlässlich vererbt) - entschieden, ihn über das normale Abgabealter hinaus bei uns zu behalten. Sonst hätten wir vermutlich nicht gewusst und niemals erfahren, was wir da hatten und ich glaube gern, dass wir damit kein Einzelfall gewesen wären, dass es vielleicht einige Caramelbriten gegeben haben mag, die nur nicht als solche erkannt wurden. Noch eine Bemerkung am Rande und weitergehend zu den Wurzeln, wo ich sie vermute: Es ist mir gelungen, den Stammbaum dieser weißen Linie über 12 Generationen zu rekonstruieren, bis an den Ursprung etwa 1980 der weißen Briten in Deutschland, als erstmalig ein weißer Perser eingekreuzt wurde. Mit der damaligen Züchterin, die das tat, inzwischen Rentnerin und nach Aufgabe ihrer Zucht, habe ich Kontakt aufgenommen und von ihr den Originalstammbaum des weißen Persers bekommen.

Die Farbe entwickelt sich beim Jungtier allmählich, wirkt zunächst nur wie ein dunkleres Lilac. Ich finde den Ton sehr apart und würde ihn mit Platin, Maulwurfsgrau, metallic, rauchfarben assoziieren - das tat ich übrigens schon vor der Lektüre der wenig vorhandenen Theorie dazu - und fand hernach diese Umschreibungen so wieder und tatsächlich in der Weise meiner Beobachtung sehr nahekommend beschrieben. Irrtümlicherweise hat sich durch viel Wiederkäuens der gleichen Quellen im Netz eine fehlerhafte Vorstellung verbreitet, nämlich die der "doppelten Verdünnung". Angeblich sollen durch den Dilution modifier die verdünnten Farben weiter aufgehellt werden, was die falsche Annahme impliziert, am Ende würde ein ultrahelles blue oder lilac erreicht (als ob dies so einfach und gerade über diesen Weg zu erzielen wäre...), das Gegenteil ist jedoch der Fall. Levin ist satt dunkelgrau - wie der Laie sagen würde (übrigens gab es einige Kaufanträge auf Ausstellungen, aber da war er schon nicht mehr verhandelbar, jedenfalls habe ich keine Sorge, dass Katzenkinder in der Farbe nicht gerade bei Liebhabern sehr ankommen werden). Die Farbpigmente sammeln sich vor allem im oberen Teil des Haares und das Unterfell ist deutlich heller.

Auf dem Fell liegt zusätzlich noch ein leichtes Tipping (gemäß des Chinchilla-Ursprungs auch so zu erwarten), das dem Fell den typischen metallisch kühlen Glanz verleiht, hinzu kommt ein intensiver rosenholzartiger (rosalavender bis bräunlicher) Schimmer - dies ist die Variante lilac-based Caramel (die Bezeichnung taupe hierfür hat sich nicht durchgesetzt). Das blue-based Caramel wirkt noch ein bisschen mehr bräunlich, wie Schokoladenmilch, aber eben längst nicht so schokoladen wie Chocolate, sondern nur ganz zart so angehaucht. Die Bezeichnung "Caramel" ist schon sehr gut gewählt und illustrierend. Unten gibt es einige Fotos von Levin für euren Eindruck. Levins Seite auf meiner Homepage ist leider noch immer im Vorhabenstadium... irgendwann möglichst bald werde ich dort alles zusammentragen.

Als ich für meine Richterprüfung lernte, hatte ich ein zusätzliches Aha-Erlebnis. Bisher hatte ich immer nur vom Vorkommen des Caramel vor allem bei den Siam/OKH gelesen, denn dort hat es Patricia Turner gezielt eingebracht - eine Genetikerin, die das Dm-Gen Ende (bei Chinchilla Persern übrigens) entdeckte und 1980 der Fachwelt vorstellte, (der amerikanische Genetiker Don Shaw nannte die Caramelfarbe "Barrington Brown"). In der Siamesenzucht spielt es auch heute noch eine Rolle, z.B. in Großbritannien gibt es Interessengruppen, die sich mit der Zucht dieser Farben beschäftigen. Aber die Farbe ist noch in einer weiteren Rasse etabliert: der Australian Mist und wird im WCF-Standard wie folgt beschrieben:

"Die Fellfarbe hat 3 Ebenen: * Grundfarbe (heller als die Zeichnung) * Zeichnung (zart dunkler als die Grundfarbe, aber gleichzeitig deutlich sichtbar) * Misted Mantel (die Zeichnung erscheint unter einem Schleier aus gleichmäßigem Ticking). Die volle Entwicklung der Farben Chocolate, Lilac, Caramel, Gold (Cinnamon) und Peach (Fawn) benötigt 2 Jahre. Die Farben der Jungtiere sind bis zu diesem Alter deutlich schwächer ausgeprägt."

und hier nochmal speziell zu Caramel:

"Die Zeichnung variiert von kühlem Bläulich-Fawn bis Honigbraun auf einem warmen Creme-Fawn-Grund unter einem kühlen metallic-farbenen Schimmer. Rufus-Tönung hot cream. Nasenspiegel: lavender-rosa Fußballen: Blue-based: maulbeer-rosa Lilac-based: lavender-rosa Fawn-based: rosa"

Nun kurz noch zur Vererbung: Das Gen vererbt sich dominant und wirkt nur auf die verdünnten Farben, die es dann caramelisiert, die rechnerisch/statistische Wahrscheinlichkeit des Auftretens begträgt also 50 % (halbe/halbe zwischen lilac/blue und lilac/blue-based-Caramel). Genauer gesagt verhält das Dm Gen sich dominant epistatisch gegenüber d (das heißt es überlagert die verdünnten Farben) und hypostatisch gegenüber D (wird also in seiner Wirkung überdeckt/unterdrückt durch Vollfarbe). Der Gencode Dm- hat nur eine Wirkung, wenn gleichzeitig dd vorliegt. Levins und Qerkins Gencode sieht demnach so aus: bb dd Dmdm, das heißt sie sind mischerbig für Caramel. Vollfarbene (heterozygote, also mischerbig vollfarbene) Katzen können praktisch als Träger des Dm-Gens fungieren und möglicherweise unentdeckt über Generationen plötzlich für große Überraschung sorgen, wenn scheinbar aus heiterem Himmel ein Caramelkitten im Nest liegt.

Mit der Anerkennung kommt es sicherlich auf den Verband an. In meinem Verein und bei der Stammbaumerstellung wird es vermutlich keine Probleme geben, denn in der WCF sind alle Farben bei Britisch Kurzhaar anerkannt, folglich auch diese und Caramel ist eine anerkannte Farbe.

Also ich bin noch ganz am Anfang und bislang Einzelkämpferin. Sozusagen habe ich Pioniergeist und hoffe andere Züchter mit meiner Begeisterung anstecken und mitziehen zu können. Ich würde es gern sehen, dass dieser Farbton gezielte Verbreitung findet und halte den Weg dahin auch für sehr sinnvoll. Denn der gute Typ ist schon da und erreicht und man kann oder "braucht" jetzt nur noch ganz gezielt auf den Farbton hinzüchten. Und dies ohne die Probleme, die dann auftreten, wenn man etwa über Hybridenzucht neue Farben einbringt. Ohne Wertung oder jemandem zu nahe treten oder angreifen zu wollen: man erinnere sich nur an die Anfänge des Cinnamon unter den BKH, die eher selten nach wirklichen Briten aussahen, nach Erreichen der Farbe über den Outcross musste lange wieder am Typ gefeilt werden. Dennoch sind ganz viele Leute auf diese Welle aufgesprungen und mich verwundert es da schon ein wenig, dass es noch keinerlei Interesse am Caramel gibt. Aber ich habe es ja auch noch zu wenig und schon gar nicht unterlegt und offensiv genug verbreitet und oftmals wartet die Mehrheit erstmal bei neueren Entwicklungen etwas länger deren Fortschreiten ab, bevor sie es wagt, sich anstecken zu lassen. Ich würde also gern andere "infizieren". Man kann ein solches Zuchtvorhaben nicht nur auf einem einzigen Tier gründen, vielleicht schon, aber besser wäre doch, man würde zusammenarbeiten mit anderen. Es ist ja auch eine seltene, große und somit eigentlich sehr verlockende Chance und Herausforderung, etwas recht neues machen zu können - und dies gerade in der Rasse Britisch Kurzhaar.

Falls ich jetzt jemanden interessiert und erreicht habe und es für andere Züchter ebenso eine faszinierende Versuchung sein könnte - biete ich hier Qerkin als Zuchtkater (mit Blutgruppe B) an. Er hat einen ganz wunderbaren Typ, der mich schon gleich sehr begeistert hat. Und dies zusammen mit seiner genetischen Ausstattung könnte ein gutes weiteres Fundament in der Caramel-Zucht abgeben. Er heißt übrigens Qerkin-Querformat, weil er als Baby so dick wie kein anderes war, auch jetzt noch ungeheuer kräftig und kompakt. Er wird ein schöner Riesenkater werden. Hier unten zum Abschluss noch einige seiner Fotos (es ist schwer die Farbe fotografisch richtig einzufangen, aber ich schätze tendenziell wird es schon ein bisschen deutlich) und ich freue mich über Anfragen nach ihm oder auch nach ihr.

Qerkin mit 10 Wochen:

Qerkin aktuell:

Und hier nochmal zur Verdeutlichung die schon entwickeltere Farbe beim Vater Levin (jetzt zwei Jahre alt).